UNTERRETZBACH

Unterretzbach bildet mit Mitter- und Oberretzbach die niederösterreichische Gemeinde Retzbach. Das Dorf liegt im westlichen Weinviertel 4 Kilometer nordöstlich der Stadt Retz auf einer Seehöhe von 250 Metern und hat rund 700 Einwohner. Es besitzt einen der schönsten Ortsanger Österreichs und in Bezug auf Wein einen durchaus klingenden Namen.

Erstmals 1222 urkundlich erwähnt, etablierte sich Unterretzbach im 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Ausgangspunkt für Weinexporte bis weit in den Nordosten Europas, bis an die Grenzen der damaligen Donaumonarchie. Pionierarbeit in diesem Metier leistete der Pfarrer von Unterretzbach, Malachias Schmeger (1753 – 1826). Der legendäre Zisterzienser aus dem Stift Lilienfeld begründete einen schwunghaften Weinhandel und half seinem Kloster nach dem Brand von 1810 mit einer beträchtlichen finanziellen Unterstützung. Er wurde 1819 zum Abt seines Stiftes gewählt.

Die Weingartenfläche von Unterretzbach liegt heute bei rund 310 Hektar. Davon sind 107 Hektar (35 Prozent) mit Grünem Veltliner bepflanzt. Weitere stark vertretene Rebsorten sind: Blauer Portugieser, Zweigelt, Welschriesling, Riesling, Müller-Thurgau und verschiedene Burgundersorten. Immerhin ein Fünftel der Weingärten wird biologisch bewirtschaftet.

Unterretzbach hat auch ausgedehnte und fruchtbare landwirtschaftliche Flächen zur Verfügung, auf denen sich seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem der Ölkürbis erfolgreich gegen den Getreideanbau behaupten konnte. So wird hier alle 5 Jahre Ende Oktober, wenn der prachtvolle Herbst des Manhartsberges seinen Höhepunkt bereits überschritten hat und das Bedürfnis nach wärmender Einkehr an Spätnachmittagen sich breitmacht, ein Kürbisfest gefeiert. Ein letztes großes Fest vor dem launenhaften weinviertler Winter.

Neben einer Reihe von kleineren Veranstaltungen rund um den Wein wird jeweils am Ostermontag die Grea abgehalten. Ursprünglich haben bei der Grea die Bauern ihre Knechte und Tagelöhner in ihre Keller eingeladen um sie mit Speisen und dem jungen Wein zu bewirten. Heute ist die Bevölkerung der näheren Umgebung auf den Beinen und Gäste von auswärts.

Dass man Tradition und Brauchtum für den Tourismus ausschlachten kann, ist in Unterretzbach bislang noch nicht durchgedrungen. Deshalb werden hier der Markusumgang hinaus in die Feldfluren, wo man um den Segen Gottes für das Gedeihen der Feldfrüchte bittet, Oster- und Weihnachtsbräuche sowie die Fronleichnamsprozession und das Erntedankfest in natürlicher, spirituell motivierter und traditionsbewusster Weise begangen. Musikalisch umrahmt werden all die kirchlichen- und weltlichen Festlichkeiten von der Trachtenkapelle Unterretzbach, die im Jahr 1949 von einigen beherzten ortsansässigen Musikern gegründet wurde. Zu entsprechenden Anlässen wird das Heimatlied "Hoch Unterretzbach immerdar!" von den Musikantinnen und Musikanten zum Besten gegeben. Das Lied wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von OStR. Dir. Alois Sedlacek geschrieben und 1964 zu einem Marsch vertont.

Mit seinem eindrucksvollen Dorfanger und Gartenfesten im Juni und Juli gesellt sich Unterretzbach seit 2011 zu den „gartenfreundlichen Gemeinden“ Niederösterreichs. In früheren Jahrhunderten wurde der Anger als Viehweide genutzt. Vor etwa 100 Jahren hat man allmählich damit begonnen, die den einzelnen Bauernhöfen zugeordneten Parzellen einzufrieden und zu Nutzgärten und Erholungsräumen umzugestalten. Mit parkähnlichem Charakter breitet sich heute inmitten des Dorfes entlang des Landbaches eine vielfältige und lebendige Gartenlandschaft aus.